Am 02. und 03. September 2025 fand in Zittau das Internationale Forum „Use Cases in Additive Manufacturing“ statt. Mehr als 80 Fachleute, Unternehmer:innen und Wissenschaftler:innen aus Deutschland, Tschechien und Polen kamen zusammen, um neueste Entwicklungen und konkrete Praxisbeispiele der additiven Fertigung (AM) vorzustellen und zu diskutieren. Organisiert von der IHK Dresden, der Hochschule Zittau/Görlitz und der Wirtschaftsförderung Sachsen, bot die Veranstaltung eine Plattform für Innovation und Wissensaustausch in verschiedenen Anwendungsfeldern der AM. Ziel war es, die Innovationskraft der Region sichtbar zu machen und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Dreiländerregion weiter zu stärken.
- Die Teilnehmenden finden sich im Veranstaltungsgebäude, dem Haus Z IV der HSZG ein
- Projektmitarbeiterin Lotte Benesch-Jenkner an der Registrierung
- Der große Hörsaal des Veranstaltungsgebäudes als zentraler Ort des Geschehens
- Diverse Aussteller präsentierten Exponate aus dem Bereich AM
Ein lebendiger Auftakt
Bereits zum Start wurde die Bedeutung des Forums deutlich: Jiří Zahradník (IHK Dresden), Leonie Liemich (Hochschule Zittau/Görlitz) und Thomas Scholz (ARNIO & ARNELL GmbH) begrüßten die Teilnehmenden und betonten die Chancen der additiven Fertigung für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU). Das Forum wurde inhaltlich durch die Keynote von Martin Řípa (Posedla, CZ) eröffnet, der die Innovationsmöglichkeiten durch AM im Radsport eindrucksvoll darstellte. Unter dem Titel „Redefining Cycling with Additive Manufacturing“ präsentierte er, wie 3D-Druck im Radsport völlig neue Möglichkeiten eröffnet – von maßgeschneiderten Komponenten bis hin zu einer konsequent nutzer:innenzentrierten Produktentwicklung. Rico Fahr (ARNIO GmbH, DE) ergänzte mit seinem Vortrag zu energieeffizienter Batteriefertigung und dem Digital-Twin-Ansatz, wie innovative Fertigungsansätze unmittelbar zur Transformation industrieller Produktionsprozesse beitragen. Den Abschluss des ersten Tages bildete ein Unternehmensrundgang bei ARNIO & ARNELL und ein anschließender informeller Austausch in gemütlicher Runde.
Wegweisende Keynotes
Der zweite Tag begann für die Teilnehmer:innen mit einem gemeinsamen Netzwerkfrühstück am Fraunhofer IWU. Im Anschluss führte der Weg in das benachbarte Haus IV der Hochschule Zittau/Görlitz. Dort demonstrierte Eduard Ulrich (GKN Powder Metallurgy GmbH, DE) in seinem Eröffnungsvortrag „Series production with 3D printing: from prototypes to 20,000 units“, wie die additive Fertigung bereits erfolgreich den Schritt in die industrielle Serienproduktion vollzogen hat. Die Praxisbeispiele verdeutlichten dabei eindrucksvoll, wie Unternehmen von der Prototypenphase bis hin zu Stückzahlen im fünfstelligen Bereich zuverlässig auf AM setzen können. Gemeinsam mit Martin Řípas Eröffnungs-Keynote entstand ein Spannungsbogen, der den Bogen von hochgradig individueller Fertigung bis zu massenindustrieller Produktion schlug und somit die Zukunftsfähigkeit von AM verdeutlichte.
Ein besonderer Dank gilt daher unseren beiden Keynote-Speakern, deren Beiträge zentrale Impulse setzten. Zugleich danken wir ausdrücklich allen weiteren Referent:innen, die mit ihren praxisnahen Beispielen die thematische Vielfalt und eine beeindruckende Innovationsfähigkeit im Bereich AM sowie den grenzüberschreitenden Charakter der Konferenz sichtbar gemacht haben.
- Eduard Ulrich (GKN Powder Metallurgy) bei seiner Keynote-Speach
- Maciej Satora (Fraunhofer IWU, DE) leitete die Teilnehmenden mit seiner hervorragenden Moderation durch den Tag
Spannende Sessions – von Metallbauteilen bis Medizintechnik
In insgesamt fünf Sessions stellten über 25 Expert:innen eindrucksvoll dar, wie breit das Spektrum der additiven Fertigung inzwischen ist:
Session 1: Metall-3D-Druck
In dieser Session stand die Anwendung von AM in der Industrie im Mittelpunkt. Die vorgestellten Praxisbeispiele thematisierten Fertigungsmöglichkeiten von Leichtbauteilen für die Automobilbranche über hochbelastbare Oberflächen bis hin zu Werkzeugen mit konturnaher Kühlung und komplexen Ventillösungen. Deutlich wurde, dass metallbasierte AM-Verfahren bereits jetzt effiziente und robuste Alternativen zu konventionellen Fertigungsweisen darstellen.
Session 2: Multimaterial- und Hybridanwendungen
Mit Beiträgen von Dr. Robert Johne (AMAREA Technology GmbH, DE), Łukasz Kuban (SPES3D, PL), Jindřich Melichar (Mopedix, CZ), Dr. Karol Miądlicki & Dr. Paweł Herbin (Maritime University of Szczecin, PL) sowie Michal Amrich & Daniel Koleci (Entry Engineering, CZ) und Dr. Matthias Schulze (Fraunhofer IWU, DE) wurde deutlich, wie sich gewünschte Eigenschaften verschiedener Werkstoffe im Druckprozess kombinieren und mithilfe großformatiger Drucksysteme Hybridlösungen realisieren lassen. Sie thematisierten mit ihren Anwendungsbeispielen neue Perspektiven für Leichtbau, Elektromobilität und robotergestützte Fertigung.
Session 3: Medizinische Anwendungen
Dr. Ronny Grunert (Universitätsklinikum Leipzig & Fraunhofer IWU, DE), Dr. Filip Bašovský (Regional Hospital Liberec, CZ) und Daniel Jankovič (Cotu, CZ) gaben Einblicke in die Einsatzmöglichkeiten patientenspezifischer Implantate und chirurgischer Instrumente. Ihre Anwendungsbeispiele aus der Neurochirurgie, der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie der Medizintechnik verdeutlichten, wie additive Fertigung zu Präzision, Individualisierung und Effizienz in der modernen Medizin beiträgt. Besonders eindrucksvoll war das von Dr. Ronny Grunert (Universitätsklinikum Leipzig & Fraunhofer IWU) vorgestellte Anwendungsbeispiel. Er stellte vor, wie Standard-Datenbrillen, für welche wichtige Komponenten am Fraunhofer IWU entwickelt und mit Hilfe von AM gedruckt werden, künftig die Navigation bei neurochirurgischen Eingriffen unterstützen können. Auf Basis hochauflösender MRT-Bilddaten wird das Operationsgebiet direkt in der Brille visualisiert, sodass Ärzt:innen ihre Instrumente präzise und schonend führen können – vergleichbar mit einem GPS-System im OP-Saal.
Session 4: Bau- und Architekturprojekte
Ob Bushaltestellen, Kirchen oder großformatige Betonstrukturen – mit eindrucksvollen Beispielen aus der Bau- und Architekturbranche demonstrierten Kristýna Uhrová (ICE Coral 3D Printing, CZ), Shravan Muthukrishnan (TU Dresden, DE) sowie Prof. Jiří Suchomel & Vladimír Balda (TU Liberec, CZ) die Möglichkeiten des 3D-Drucks, um Bau- und Architekturprojekte effizient zu realisieren und boten spannende Einblicke in additive Verfahren in der Bauindustrie. Dabei geht es nicht nur um architektonische Gestaltungsfreiheit, sondern auch um nachhaltige und ressourcenschonende Bauprozesse.
Session 5: Cluster- und Netzwerkinitiativen
Zum Abschluss widmeten sich Sabine Scholz (neoNET e.V., DE), Alexander Hoffmann (Building3D e.V., DE), Jiří Zahradník (Deutsch-Tschechisches Kompetenzzentrum der IHK Dresden in Zittau, DE) und Dr. Karol Miądlicki (Lubusz Metal Cluster, PL) den Chancen grenzüberschreitender Clusterarbeit. Sie zeigten, wie Netzwerke Unternehmen und Forschungseinrichtungen verbinden und so Innovationen beschleunigen. Deutlich wurde, dass grenzüberschreitende Kooperationen ein zentraler Erfolgsfaktor sind, um die Potenziale additiver Fertigung in vollem Umfang zu nutzen.
- Willkommensgruß und Vorstellung des Tagesprogramms durch Prof. Sebastian Scholze (Fraunhofer IWU, DE)
- Jakub Fulka (MSV SYSTEMS s.r.o., CZ), hier mit Dr. Matthias Schulze (Fraunhofer IWU, DE), sprach über Metall-3D-Druck für die Automobilbranche
- Dr. Arndt Friedrichs (Dr. Friedrichs Unternehmensberatung, DE) bei seinem spannenden Redebeitrag mit Felix Schoch
- Felix Schoch (GSD Druckgusstechnik GmbH, DE) und Dr. Arndt Friedrichs (Dr. Friedrichs Unternehmensberatung, DE) thematisierten die Möglichkeiten der additiven Fertigung von hochbelasteten Funktionsoberflächen
- Paweł Widomski (Technische Universität Wrocław, PL) referierte zu Möglichkeiten des 3D-Drucks für das Warmumformen, Warmaluminiumauspressung und Aluminiumguss mit konformen Kühlkanälen
- Ronny Hausmann (DruKon GmbH) sprach über Speziallösungen für Ventile für Flüssigkeiten und Gase
Ergänzt wurden die Fachvorträge durch eine Ausstellung im Foyer, in der Unternehmen unterschiedlicher AM-Anwendungsfelder ihre Exponate präsentierten und somit zum Netzwerkcharakter des Forums beitrugen. Die Pausen zwischen den Sessions nutzten die Teilnehmenden entsprechend als Gelegenheit, sich die Anwendungsmöglichkeiten aus nächster Nähe anzusehen und in anregenden Gesprächen Kontakte zu knüpfen und Erfahrungswerte auszutauschen. Der persönliche Austausch wurde so zu einem wichtigen Teil des Forums.
- L&T Projektkoordinatorin Leonie Liemich im Gespräch mit Filip Bašovský (Kreiskrankenhaus Liberec, CZ) und Daniel Jankovič (COTU, CZ)
- Messestände der Austeller aus diversen Branchen der additiven Fertigung
- Ronny Grunert (Universitätsklinikum Leipzig und Fraunhofer IWU, DE) im Gespräch während der Kaffeepause
- Jindřich „Jindrix“ Melichar (Mopedix, CZ) im Gespräch mit seinem Kollegen
- Messestände und Bistrotische im Foyer boten während der Pausen Gelegenheit für regen Austausch
- Messestand von Posedla (CZ) mit Exponaten im Bereich des Radsports
- Michal Amrich und Daniel Koleci (Entry Engineering, CZ) im Austausch mit Paweł Widomski (Technische Universität Wrocław, PL) am Messestand
- L&T Projektmitarbeiterin Nadja Busch nutzt den interaktiven Messestand von Mopedix
Mehr als Technik – ein Forum für Austausch und Kooperation
Durch die spannenden Beiträge der Referent:innen wurde deutlich: Additive Fertigung ist weit mehr als nur eine technische Entwicklung. Sie verändert Wertschöpfungsketten, eröffnet neue Geschäftsmodelle und trägt zur nachhaltigen Ressourcennutzung bei. Vor allem aber verdeutlichte das Forum, dass Fortschritt am besten im Zusammenspiel von Forschung und Wirtschaft gelingen kann, wozu funktionierende Netzwerk- und Clusterstrukturen maßgeblich beitragen können. Der grenzüberschreitende Austausch zwischen Deutschland, Tschechien und Polen hat einmal mehr bewiesen, welches Innovationspotenzial in der Region steckt.
Dank an Partner und Mitwirkende
Wir von Lausitz – Life & Technology bedanken uns bei allen Referent:innen, Teilnehmenden, Netzwerkpartnern, dem Fraunhofer IWU und der ARNIO GmbH sowie der IHK Dresden und der Wirtschaftsförderung Sachsen für diese gelungene Veranstaltung! Ebenso gilt unser Dank der Hochschule Zittau/Görlitz und der Handwerkskammer Dresden sowie der Dr. Friedrichs Unternehmensberatung für die produktive Zusammenarbeit und Bereitstellung wichtiger Ressourcen für diese Veranstaltung.
Ein besonderer Dank gilt zudem den Ausstellern Entry Engineering s.r.o. (CZ), Posedla s.r.o. (CZ), Arnio GmbH (DE), Infratech s.r.o. (CZ), COTU s.r.o. (CZ), Mopedix s.r.o. (CZ), Neo.Net e.V. (DE), Zukunft des Grünen Grenzraums (DE/PL) sowie GKN Powder Metallurgy GmbH (DE), die mit ihren Messeständen den Teilnehmenden spannende Einblicke in aktuelle Anwendungen und Projekte der additiven Fertigung ermöglicht und durch die Vielfalt ihrer präsentierten Exponate zum interessierten Austausch eingeladen haben.
Mit so viel Begeisterung und positivem Feedback ist klar: Dieses Event war nur der Anfang. Wir freuen uns jetzt schon auf die Fortsetzung im nächsten Jahr!
Jiří Zahradník, Kompetenzzentrum Tschechien der IHK Dresden
Weitere Informationen:
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